Assoziationsexperiment

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Keyword: Assoziationsexperiment

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Definition: Assoziationsversuche waren am Ende des 18. Jahrhunderts ein beliebter Forschungsgegenstand. Sie gehen auf Sir F. Galton zurück, der durch das Studium der Assoziationen die geistigen Leistungen des Menschen verstehen wollte. Von E. Kraepelin wurde diese Forschung in die Psychiatrie eingebracht. G. Aschaffenburg, ein Assistent von Kraepelin, interessierte sich für die Wirkung der Ermüdung auf unser Denken. C. G. Jung und F. Riklin führten diese Forschungen weiter, wandten sich aber bald den sogenannten Störungen des Experimentes zu (Jung, GW 2). Begriffe, auf die nicht glatt assoziiert werden konnte, waren – so fanden die Forscher heraus – mit persönlichen affektbetonten Erfahrungen und Schwierigkeiten verknüpft, die sie Komplexe (> Komplex) nannten. In der Folge wurde dann postuliert, dass der Hintergrund des Bewusstseins aus solchen Komplexen bestehe, und dass alle psychogenen Neurosen (> Neurose) einen Komplex enthalten, der mit außerordentlich starken Gefühlstönen ausgestattet sei. Die Forscher untersuchten Assoziationen Gesunder, Kranker, Assoziationen von Familien usw. Insbesondere interessierten Jung die psychophysischen Begleiterscheinungen. Er hat damit erste empirische Untersuchungen zur Emotionsforschung vorgelegt.

Information: Beim Assoziationsexperiment geht es darum, zu einem Reizwort (Stimulus) eine Assoziation zu finden. (z. B.: Weiß – ? Die meisten Menschen antworten mit „schwarz“.) Ist eine Assoziation nur schwer oder nach längerer Zeit möglich, ersichtlich an den „Störungsmerkmalen“, die zum großen Teil den heutigen Abwehrmechanismen entsprechen, schließt man daraus, dass das betreffende Reizwort einen Komplex angesprochen, d. h. konstelliert hat. Jung hat einen Assoziationstest mit 100 Wörtern vorgelegt, und eher intuitiv aus den „gestörten Reaktionen“ auf Komplexgruppen geschlossen. Es liegen unterdessen verschiedene Wörterlisten mit 50 Wörtern vor (Kast, 1980; Schlegel, 1982). Es wurde bei der Konstruktion von neuen Listen beachtet, dass nicht alle Wörter semantisch gesehen ein vergleichbares Assoziationsfeld um sich haben. Wörter mit einem kleinen Assoziationsfeld wurden deshalb aussortiert. Die Auswertung des Assoziationsexperiments hat sich dahin gehend verändert, dass zu Stimuli, die eine Komplexreaktion ausgelöst haben, sorgfältig der Kontext erhoben wird oder die Probanden gebeten werden, zu dem entsprechenden Thema eine Episode aus ihrem Leben, oder einfach eine Geschichte zu erzählen. Auf diese Weise ist es möglich, im Zusammenhang mit dem > Ich-Komplex, die aktuelle Komplexlandschaft eines Probanden oder einer Probandin zu erfassen. M. Schlegel (Schlegel, 1982) hat eine Untersuchung zur Validität der Störungsmerkmale vorgelegt. Das Assoziationsexperiment wird heute auch für empirische Gruppenvergleiche eingesetzt. M. Spitzer, der an der Schnittstelle von Psychiatrie, Neurobiologie und Psychologie arbeitet, bringt diese Assoziationsversuche von Galton, Kraepelin, Jung in Verbindung mit den semantischen Netzwerken und der Repräsentation von Bedeutung im Gehirn.

keine

Literatur: Jung, C. G. (1904): Experimentelle Untersuchungen über Assoziationen Gesunder (GW 2) ; Kast, V. (1980): Das Assoziationsexperiment in der therapeutischen Praxis; Laub-Schmidt, D. (1995): Psychologische Untersuchung der Fibromyalgie unter Einbezug des Assoziationsexperimentes; Schlegel, M. (1979): Psychologische und psychophysiologische Aspekte des Assoziationsexperimentes; Spitzer, M. (2000): Geist im Netz.

Autor: V. Kast