Lumen

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Keyword: Lumen

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Definition: Lumen (lat. lumen: Licht) ist ein Begriff aus der Lichtmetaphysik, d. h. aus den seit der Antike existierenden philosophischen Lehren, (> Gnosis > Logos-Prinzip) die davon ausgehen, dass der menschlichen Erkenntnis ein außeridrisches Licht zugrunde liegt, welches Erkennen (> Erkenntnistheorie) ermöglicht. So wie das Licht das Sehen ermöglicht, so ermöglicht es, metaphorisch betrachtet, auch das geistige Erkennen.

Information: Platon z. B. war der Auffassung, dass von den Ideen (> Idee > Archetyp) ein Licht ausgeht, das erst Erkenntnis ermöglicht. Erkenntnis ist ein Erleuchtetwerden. Während für Augustinus das Wort Gottes das wahre Licht ist, das den Menschen erleuchtet, spricht Cicero von der menschlichen Vernunft als Lumen naturale. In der mittelalterlichen Scholastik wird unterschieden das Lumen naturale, d. h. das natürliche Licht der Vernunft und das Lumen supranaturale oder lumen divinum: das übernatürliche oder göttliche Licht. Das Lumen naturale ermöglicht dem Menschen logisches Erkennen und empirische Einsicht. Das Lumen supranaturale oder auch die göttliche Offenbarung ermöglicht eine andere Einsicht: die Erleuchtung, die dem Menschen den Blick auf die ewigen Wahrheiten freigibt. Aus diesem Verständnis entwickelt sich ein, dem Orden der Freimaurer ähnlicher, Illuminaten-Orden, dem u. a. Herder und Goethe angehören. Die Symbolik des Lichtes als erhellendes und erleuchtendes Lumen findet sich auch im Begriff und in den Theorien der Aufklärung des 18. Jahrhunderts und im deutschen Idealismus. Der Gegensatz zwischen Licht und Dunkel, auch als Gegensatz zwischen Gut und > Böse, (> Schatten > Schatten, archetypischer) Gott und Teufel, (> Gottesbild > Schatten in den Gottesbildern) Recht und Unrecht, > Geist und > Materie, den Erleuchteten und den Unwissenden durchzieht die religiösen und moralischen Vorstellungen der Menschen kultur- und Zeiten übergreifend. (> Religion > Ethik > Moral)

Für C. G. Jung ist schon sehr früh das Bild vom "Licht des Bewusstseins" von zentraler Bedeutung. In seiner Autobiografie (vgl. Jung, 1962) beschreibt er, wie ein Traum zu "einer großen Erleuchtung" wird. In seinen Schriften taucht die Verbindung zwischen Erkenntnis, Geist, Weisheit, Bewusstsein und Licht, Helligkeit oder auch Sonne häufig auf, ebenso wie der Gegenpol von Dunkelheit und Unbewusstem (> Luminosität). U. a. findet Jung Parallelen zu seinen Vorstellungen von Bewusstheit und Unbewusstem in den gnostischen Vorstellungen (> Gnosis) von Licht und Finsternis und den Lichtsamen, in dem Gedanken vom inneren Licht bei Paracelsus oder dessen Bild vom inneren Sternenhimmel, im Bild von Christus als Licht der Welt. (vgl. Jung, GW 13) In der Alchemie (vgl. Jung, GW 12) taucht das Lumen z. B. auf in den göttlichen Funken (scintillae) in der schwarzen Wandlungssubstanz. Auch bei E. Neumann findet sich die Lichtsymbolik und -metaphorik in seinen Überlegungen zur Entwicklung des männlichen, solaren und weiblichen, lunaren Bewusstseins.

Literatur:

Autor: A. Müller