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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr
Keyword: Setting
Links: > Arbeitsbündnis > Beziehungsquaternio > Set > Prozess, dialektischer
Definition: Alle psychotherapeutischen Richtungen sind sich darüber einig, dass das Setting (engl. setting: die Umgebung, in der ein Ereignis stattfindet), also das engere und weitere Umfeld, sowie die formalen Bedingungen in denen eine Therapie stattfindet, den Prozess stark beeinflussen kann. (> Wirkfaktoren, psychotherapeutische). Zum Setting gehören vielfältige äußere und innere Rahmenbedingungen z. B. der nähere Ort, in dem die Praxis liegt, der Weg zum Praxisraum oder die Gestaltung des Wartezimmers, die Art des Therapieraums, das Mobiliar, die Farben, Bücher und Bilder, Couch und/oder Sessel, vorhandenes Therapiematerial, die Kleidung des Therapeuten, Terminvereinbarung, Stundenfrequenz, Ferien, Bezahlung, Kriseninterventionen, Mitprotokollieren oder Tonbandaufzeichnungen usw. Sie müssen vom Therapeuten vorbedacht werden und entfalten auf Patienten eine fördernde oder hemmende individuelle Wirkung.
Information: In der Analytischen Psychologie wird besonderes Augenmerk u. a. darauf gerichtet, wie die Umgebung symbolisch (> Symbol) wirken und beeinflussen kann. Jede Veränderung des Settings kann den therapeutischen Prozess und die therapeutische Beziehung verändern (> Beziehung, therapeutische), unabhängig davon, ob sie vom Patienten oder Therapeuten kommt. Der Wunsch von Patienten, das Setting zu verändern und der Umgang damit kann beispielsweise ein > Agieren sein, eine > Abwehr oder einen (evtl. auch berechtigten und sinnvollen] > Widerstand spiegeln wie auch darauf hindeuten, dass die Entwicklungstendenz in eine andere Richtung zu strömen beginnt. Auch die Art und Weise wie der Patient zur Therapie kommt, trägt zum Setting bei: Kleidung und Frisur, mitgebrachte Gegenstände oder sein Handy. Das Setting wird zwischen Patient:in und Therapeut:in zumindest teilweise reflektiert und abgesprochen, in manchen Therapierichtungen auch in einen Vertrag aufgenommen.
In der Analytischen Psychologie ist die Frage des Settings weniger stark vorstrukturiert als in anderen Psychotherapieformen wie der > Verhaltenstherapie oder der klassischen > Psychoanalyse. Das hängt u. a. damit zusammen, dass von Anfang an mit der Frage des Liegens oder Sitzens (> Couch-Sessel-Kontroverse), der Stundenfrequenz und vielen anderen Variablen flexibel umgegangen wird und dass das Konzept des Widerstandes und des Verständnisses der therapeutischen Beziehung [[> Beziehungsquaternio]]) eine etwas andere Rolle spielt als z. B. in der klassischen > Psychoanalyse.
Literatur: Dieckmann, H. (1979): Methoden der Analytischen Psychologie; Müller, A., Müller, L. (2018): Praxis der Analytischen Psychologie; Senf, W., Broda, M. (1996): Praxis der Psychotherapie.
Autor: A. Müller