Imago

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Keyword: Imago

Links: > A-H-System > Bild > Fantasie > Imagination > Imagination, aktive > Katathym imaginative Psychotherapie > Kreativität > Symbol > Symbolisierung > Vision

Definition: Der Begriff der Imago (lat. imago: Bild, Vorstellung) spielt in der Tradition der > Psychoanalyse eine große Rolle und ist insbesondere im Zusammenhang mit der > Objektbeziehungstheorie in die Begriffsbedeutung der inneren Imagines eingegangen. Ursprünglich stammt der Begriff jedoch von C. G. Jung, der ihn in „Wandlungen und Symbole der Libido“ (vgl. Jung, GW 5) als Bezeichnung für ein unbewusstes und langsam entstehendes inneres > Bild verwendet, welches ein Subjekt im Laufe der Zeit von einem Objekt bildet. Es handelt sich dabei nicht um Realbilder, sondern um eine Mischung aus Realität und Fantasie und um Bilder, die den Vorstellungshorizont vorprägen, mit dem man andere wahrnimmt und auf sie zugeht.

Information: So hat der Begriff eine enge Verwandtschaft zum Komplexbegriff (> Komplex). Es handelt sich bei den Imagines zwar um auf konkrete Objekte bezogene, aber dennoch innere autonome Vorstellungskomplexe. Eine Vertiefung erfährt der Begriff durch den Bezug zu der archetypischen Schicht des Unbewussten. Damit bekommen die inneren Bilder einen kollektiven Bezug und werden von dieser Ebene auch energetisch gespeist. Ebenso lässt sich eine Nähe zur später eingeführten Subjektstufe (> Subjektstufe, Deutung auf der) feststellen. Man könnte sagen, die Imagines sind Übergangsphänomene zur Subjektstufe, indem sie sowohl auf die äußere Realität bezogen, als auch von der inneren geprägt sind.

Jung wählte diesen Begriff auch, um die dynamische Selbstständigkeit und > Autonomie innerer Vorstellungen und Komplexe hervorzuheben. So bezeichnet dieser Begriff das eigentlich Wirksame in der Psyche des Menschen: das innere > Bild und nicht etwa das von außen begegnende Objekt (> Wirklichkeit, psychische). Diese Vorstellung hat weitreichende Bedeutung für die Sicht von der Funktionsweise der Seele: mit der Wendung vom realen Objekt weg und zu den inneren Bildern hin erlangt die schaffende und kreative Seele bis zum archetypischen Raum hinab Bedeutung. Dies wird insbesondere in Symbolik und imaginativen Methoden (> Imagination > Symbol) wirksam. Der Mensch wird so vom reagierenden Wesen zum agierenden Medium.

Literatur: Müller, L., Knoll, D. (1998): Ins Innere der Dinge schauen; Kast, V. (1988): Imagination als Raum der Freiheit; Seifert, A., Seifert, T., Schmid, P. (2003): Der Energie der Seele folgen; Singer, J., Pope, K. (Hrsg.) (1986): Imaginative Verfahren in der Psychotherapie.

Autor: D. Knoll