Mutterkomplex

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Keyword: Mutterkomplex

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Definition: Der Mutterkomplex bildet mit dem > Vaterkomplex (> Vater, Großer > Vaterarchetyp) den Elternkomplex (> Eltern). Beide] Komplexe (> Komplex) sind wichtig für die Entwicklung der > Persönlichkeit und von nachhaltiger, lang dauernder Wirkung in der > Psyche des Menschen. Sie bleiben als Komplexe lebenslänglich in der Psyche des Einzelnen wirksam, können aber bewusst gemacht werden und integriert (> Integration) werden. Die Bewusstwerdung (> Bewusstsein) der Wirkung dieser zwei Komplexe auf das eigene Leben und die Unterscheidung und Ablösung (> Desidentifikation > Differenzierung) von ihnen, ist eine wesentliche Aufgabe in der Entfaltung der individuellen Persönlichkeit (> Individualität > Individuation > Mutterarchetyp > Mutter, Große).

Information: Der Mutterkomplex bildet sich durch vielerlei Einflussgrößen: durch die Erfahrungen mit der persönlichen Mutter und durch die Erfahrungen mit Bezugspersonen und Objekten (> Objekt), die als mütterlich erlebt werden können: z. B. die mütterlichen Seiten des Vaters, der Familienmitglieder (> Familie) und Mitmenschen, die Erfahrungen in Gemeinschaften und Gruppen, der Kirche oder mit Tieren und der Natur (Wald, Wiese) ; des Weiteren durch die spezielle Eigenart des Kindes, z. B.: seine individuellen Möglichkeiten, sich auf die Mutterkind-Dyade (> Urbeziehung) einzulassen, Mütterliches zu konstellieren und aufzunehmen. Hinter dem Mutterkomplex steht zudem der > Mutterarchetyp, der die Interaktion mit der Mutter oder deren Ersatzperson mitbestimmt. Der Doppelaspekt des Archetypus bedingt auch, dass der Mutterkomplex einen negativen und einen positiven Pol hat. Deshalb spricht man auch, je nach Überwiegen des einen oder anderen Pols, von einem positiven als auch von einem negativen Mutterkomplex Beide bilden sich in entsprechender kollektiver wie individueller Symbolik ab. Ein hinreichend positiver Mutterkomplex stellt die Grundlage dar für eine sichere innere Basis, ein Lebensgefühl des Vertrauens in sich, die Welt und die Transzendenz, des Aufgehobenseins und der Geborgenheit, was allerdings nicht zu verwechseln ist mit einer Absicherung gegen die Unabwägbarkeiten des Daseins. Ein negativer Mutterkomplex stellt das Lebensgefühl auf die Grundlage des Misstrauens in sich (> Not-Ich > Urschuld), die Welt und die überpersönliche Ebene, wirkt lebenshemmend, stört den Selbstwert (> Selbstwertgefühl) und die Selbstliebe; Zweifel und Ungeborgenheit gehören dazu (vgl. Neumann, l963, Asper, l987). Der negative Mutterkomplex bedeutet indessen nicht, dass Wandlung nicht geschehen kann und Lebenshemmung sich nicht zu vermehrter Lebensbejahung hin entwickeln könnte. Die Wandlungsmöglichkeit (> Elementarcharakter/Wandlungscharakter > Wandlung) beruht auf dem kollektiven Unbewussten, (> Unbewusstes, kollektives) in welchem potenziell die positiven Seiten des Mutterarchetypus angelegt sind, die in konkreten Lebenserfahrungen evoziert werden können. Der psychotherapeutische Zugang zur Wandlung des negativen Mutterkomplexes bezieht die Veränderung der archetypischen Konstellation mit ein, ermöglicht den symbolischen Ausdruck (> Symbol) in Träumen, bildnerischem Gestalten und kollektiver Symbolik, berücksichtigt die therapeutische Beziehung (> Beziehung, therapeutische) > Übertragung/Gegenübertragung und Gegenübertragung und spezifische empathische (> Empathie) therapeutische Zugänge.

keine

Literatur: Asper, K. (1987):Verlassenheit und Selbstentfremdung; Jacoby, M. (1998): Grundformen seelischer Austauschprozesse; Kast, V. (1994): Vater-Töchter Mutter-Söhne.

Autor: K. Asper