Paar
Keyword: Paar
Links: > Alchemie > Anima/Animus: Klassische Auffassung > Beziehungsquaternio > Coniunctio/Mysterium Coniunctionis > Ehe/Partnerschaft > Eros-Prinzip > Hierosgamos > Liebe > Männliches und Weibliches Prinzip > Polarität > Quaternität > Syzygie
Definition: Unter einem Paar werden zwei zusammengehörige, zusammenhängende, miteinander verbundene Personen, Tiere oder Dinge verstanden. Die Art der Beziehung und Kommunikation kann dabei sehr unterschiedlich sein, z. B. komplementär, d. h. in einem sich gegenseitig ergänzenden Verhältnis, in einer symmetrischen oder assymmetrischen Anordnung, harmonisch oder disharmonisch, symbiotisch oder autonom; C. G. Jung spricht z. B. auch von enthalten und enthaltend (> Ehe/Partnerschaft). Die > Liebe zwischen einem Paar wird im Normalfall als die intensivste Verbindung oder Beziehung (> Eros-Prinzip) verstanden und auch idealisiert.
Information: Jung formuliert zur Liebe: "Zur Liebe gehört die Tiefe und die Treue des Gefühls, ohne welche die Liebe nicht Liebe, sondern bloß Laune ist. Die wahre Liebe wird immer dauernde, verantwortliche Verbindungen eingehen [..]. Jede wahre, tiefe Liebe ist ein Opfer. Man opfert seine Möglichkeiten, oder sagen wir besser, die Illusion seiner Möglichkeiten.. Die Liebe hat mehr als eines gemein mit der religiösen Überzeugung: Sie verlangt eine unbedingte Einstellung, sie erwartet völlige Hingebung." (Jung, GW 10, § 231f) Die > Analytische Psychologie beschäftigt sich mit ganz unterschiedlichen archetypischen, symbolischen Paarungen (> Archetyp > Symbol), meist unter dem Aspekt der > Polarität und der Gegensatzspannung und -vereinigung (> Gegensatz > Coniunctio/Mysterium Coniunctionis). Götterpaare (> Mythos), Gott-Mensch (> Religion), Mutter-Kind (> Kindarchetyp > Mutterarchetyp > Urbeziehung), Vater-Kind (> Vaterarchetyp), Vater-Mutter (> Eltern > Familie), Frau-Mann (> Androgynie, Anima/Animus, > Hermaphrodit > Hierosgamos > Männliches und Weibliches Prinzip), Braut und Bräutigam, König und Königin (> Alchemie), homosexuelles und heterosexuelles Liebespaar (> Homosexualität > Sexualität), Bruder-Schwester (> Geschwister > Verwandtschaftslibido), Schüler-Lehrer, Therapeut-Patient (> Beziehungsquaternio > Beziehung, therapeutische) und die Freundschaftsbeziehung beinhalten und spiegeln archetypische Beziehungserfahrungen und -sehnsüchte, die sowohl innerpsychisch wie auf der Ebene der Objekte (> Objekt) sehr stark aufgeladen sein können. Paarbildungen und die damit zusammenhängenden Bedürfnisse und Sehnsüchte können immer innerpsychisch unter dem Aspekt der Sehnsucht nach > Ganzheit (> Mandalasymbolik > Selbst) gesehen werden, so wie sie z. B. in Platons Erzählung vom ganzheitlichen Kugelmenschen, der in zwei getrennte Menschen geteilt wird, gestaltet ist. Auch im > Heldenmythos (> Heros-Prinzip) spielt die Befreiung der Gefangenen und die Hochzeit von Held und Heldin eine zentrale Rolle, die auf die Sehnsucht nach dem Fehlenden und Fremden und nach Vereinigung und Ganzheit in der Psyche hinweist. Ohne die Vereinigung des Gegensatz-Paares (> Syzygie) sind psychische Entwicklung, > Individuation und > Kreativität nicht denkbar. Jung geht davon aus, dass in jeder Paarbeziehung mehrere innerpsychische und intrapsychische Beziehungsebenen, bewusste und unbewusste Prozesse (> Bewusstsein > Unbewusstes) gleichzeitig wirken und stellt sie in unterschiedlichen Quaternio-Modellen (> Beziehungsquaternio > Quaternität) dar. Das Beziehungsquaternio ebenso wie die Analyse der Beziehungsfantasien von Paaren und die > Amplifikation entsprechender mythologisch-archetypischer Paarbeziehungen und Paarkonlikte kann zur Analyse von gestörten Paarbeziehungen verwendet werden, eine eigenständige Paar-Therapie hat sich innerhalb der Analytischen Psychologie bisher aber nicht entwickelt.
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Literatur: Colegrave, S. (1980): Yin und Yang; Kast, V. (1984): Paare; Kast, V. (1992): Die beste Freundin; Johnson, R. A. (1983): Traumvorstellung Liebe; Wehr, G. (1986): Heilige Hochzeit.
Autor: A. Müller