Psychotherapie
Keyword: Psychotherapie
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Definition: Unter Psychotherapie (griech. therapeia: das Dienen, der Dienst, die Pflege]]) wird heute allgemein die Behandlung von seelischen Störungen mit Hilfe von psychologischen Methoden verstanden. Therapieziel ist es, die psychischen oder psychosomatischen Symptome zu beseitigen, zu bessern oder die Persönlichkeit umzustrukturieren. Obwohl es lange Zeit sehr große Unterschiede in der Zielsetzung und der Methodik gab, nähern sich die einzelnen Psychotherapierichtungen und Verfahren in den letzten Jahren doch sehr stark einander an - zumindest in der Praxis (> Allgemeine Psychotherapie > Integrative Psychotherapie). Bei unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen und unterschiedlichem zeitlichen Rahmen geht es bei fast allen Therapieformen darum, verborgene oder verdrängte Persönlichkeitsanteile bewusst zu machen, unerledigte Konflikte und Traumata aufzuarbeiten, neue Erlebnismöglichkeiten zu eröffnen (> Erleben > Emotion > Kreativität), neue Beziehungs- und Verhaltensweisen zu erlernen (z. B. Umgang mit > Konflikten) und unausweichliche Belastungen (z. B. Trennungen, Krankheiten, ]] > Krisen) besser zu bewältigen. Da das therapeutische Gespräch und die Qualität der therapeutischen Beziehung in den meisten Formen der Psychotherapie das wichtigste Heilmittel darstellt, ist allen Therapien eine systematische und kontinuierliche Gestaltung der Therapeut-Patient-Beziehung (> Beziehung, therapeutische) gemeinsam.
Information: Zur therapeutischen Einstellung gehören wohlwollendes akzeptierendes (> Akzeptanz), nicht wertendes Interesse gegenüber dem Patienten (> Empathie), Aufrichtigkeit ( > Authentizitat), Zuverlässigkeit und > Abstinenz. Vonseiten des Patienten wird das Eingehen eines zuveerlässigen Arbeitsbündnisses erwartet und die Bereitschaft, sich mit dem eigenen "Leidensdruck" auseinanderzusetzen, an sich zu arbeiten und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Die therapeutische Kommunikation verwendet sprachliche oder nichtsprachliche Ausdrucksmittel, z. B. körperliche Bewegung oder bildnerische Gestaltung.
Psychotherapeuten haben die Aufgabe, sich über die Weiterentwicklung der Theorien der gesunden Persönlichkeit, der Krankheitsentstehung, der Behandlungstechnik und des Therapieprozesses auf dem Laufenden zu halten und schwierige Behandlungsverläufe mit Kollegen zu reflektieren (> Intervision > Psychotherapieforschung > Supervision > Qualitätssicherung). Für die Ausbildung der Ärzte in Psychotherapie sind die Richtlinien der Ärztekammern maßgebend, für Diplom-Psychologen sind es die Regelungen des Psychotherapeutengesetzes. In der kassenärztlichen Versorgung in Deutschland sind derzeit nur psychoanalytisch begründete - zu ihnen zählt auch die Analytische Psychologie - verhaltenstherapeutische und (auto-)suggestive Verfahren in der Behandlung seelischer Krankheiten, beziehungsweise Störungen abrechnungsfähig.
Es gibt eine sehr große Zahl verschiedener psychotherapeutischer Richtungen und Methoden, die sich in sieben Gruppen unterscheiden lassen, oft aber auch miteinander kombiniert werden:
1. Analytische und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, also analytisch-tiefenpsychologische Methoden, die innere Konflikte bewusst machen und darüber eine Veränderung der Persönlichkeitsstruktur anstreben (z. B. > Psychoanalyse > Analytische Psychologie > Individualpsychologie);
2. Existenziell-humanistische Methoden (> Humanistische Psychologie) mit gleicher Zielsetzung wie die analytisch-tiefenpsychologischen Methoden, jedoch anderem therapeutischen Vorgehen (z. B. > Gesprächspsychotherapie > Gestalttherapie > Transaktionsanalyse);
3. Kognitions- und verhaltensmodifizierende Methoden, die auf lerntheoretischen Annahmen beruhen (> Coaching > Lernen > Verhaltenstherapie) und mit struktuierten Zielvorgaben und aktiven Trainingsmethoden arbeiten;
4. Körpertherapien, die von einer engen Wechselbeziehung zwischen Körper und Seele ausgehen und u. a. psychische Konflikte und deren körperliche Ausdrucksformen (Verspannungenblockaden, Bewegungshemmungen) zusammen behandeln (> Körperpsychotherapie > Leibpsychotherapien > Psychologie, prozessorientierte) ;
5. Kreativ-gestalterische Methoden (z. B. > Gestaltungstherapie > Imagination > Malen aus dem Unbewussten > Musiktherapie > Mythodrama > Psychodrama);
6. Gruppentherapeutische Methoden (z. B. > Gruppenpsychotherapie > Familientherapie > Psychodrama);
7. Kurzpsychotherapieverfahren und einzelne Methoden (z. B. Autogenenes Training, > Focusing, Hypnose, > Katathym imaginative Psychotherapie).
Die mit der Vielzahl der Methoden verbundenen Fragen, welches Verfahren für welchen Patienten mit welchem Leiden zu welcher Zeit am besten geeignet ist, lässt sich bisher noch nicht befriedigend beantworten. Auch wenn es ein erstrebenswertes Ideal darstellt, jedem Patienten die ihm gemäße Form der Psychotherapie zu ermöglichen, so ist es doch praktisch so, dass jeder Institution (Klinik, Praxis) und jedem Therapeuten immer nur ein beschränktes Repertoire an therapeutischen Methoden zur Verfügung steht, bestimmt natürlich auch durch deren persönliche Vorlieben, Eigenarten, Fähigkeiten. Andererseits scheinen doch als Basis der meisten Psychotherapieformen die allgemeinen Wirkfaktoren (> Wirkfaktoren, psychotherapeutische), insbesondere die therapeutische Beziehung (> Beziehung, therapeutische) und das therapeutische Gespräch zu sein, zu welchem dann, bei Bedarf und Eignung, spezielle Methoden hinzutreten. Für die wissenschaftlich überprüften, psychotherapeutischen Verfahren (> Psychotherapieforschung) lassen sich in etwa zwei Drittel der Fälle globale Therapieerfolge nachweisen.
Literatur: Dieckmann, H. (1979]]): Methoden der Analytischen Psychologie; Senf, W., Broda, M. (1996]]): Praxis der Psychotherapie.
Autor: L. Müller